Reha nach Bandscheiben-OP
Bei einem Bandscheibenvorfall handelt es sich um ein häufig mit starken Schmerzen verbundenes Ereignis. Besonders betroffen sind meist Menschen zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr1. Im Jahr 2015 wurden etwa 140.000 Operationen an der Bandscheibe (Exzision von erkranktem Bandscheibengewebe) durchgeführt2. Eine Reha nach Bandscheiben-OP kann helfen, postoperative Schmerzen zu lindern und zukünftige Bandscheibenvorfälle zu verhindern.
Reha nach Bandscheiben-OP in Kürze
- Indikationen: operativ behandelter Bandscheibenvorfall
- Arten: stationär und teilstationär (ganztägig ambulant)
- Behandlungen: Physiotherapie, medizinische Trainingstherapie, Physikalische Therapie, Muskelaufbautraining, Schmerztherapie, psycho-soziale Beratung
- Ziele: Linderung von Schmerzen, Prävention von neuem Bandscheibenvorfall, Stärkung und Stabilisierung von Wirbelsäule und Rückenmuskulatur
- Dauer: stationäre Reha 3 Wochen, ganztägig ambulante Reha 15 Behandlungstage
- Kostenträger: gesetzliche Krankenkasse, Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft bzw. Deutsche Unfallversicherung, Beihilfe und Selbstzahler
Was ist eine Reha nach einer Bandscheiben-OP?
Eine Reha nach Bandscheiben-OP wird im Anschluss an die Operation nach einem Bandscheibenvorfall durchgeführt. Es handelt sich meist um eine Anschlussheilbehandlung (AHB), mit zeitlicher Verzögerung, sie ist aber auch als medizinische Rehabilitation auf Antrag/Heilverfahren möglich. Die Reha für die Bandscheibe zielt auf die Linderung von postoperativen sowie durch den Bandscheibenvorfall ausgelöste Schmerzen ab und soll langfristig die Wirbelsäule stärken, um das Risiko für weitere Bandscheibenvorfälle zu reduzieren.
Wann und warum ist eine Reha nach einer Bandscheiben-OP sinnvoll?
Mit einer Operation ist es nach einem Bandscheibenvorfall häufig nicht getan. Vielmehr müssen Patienten langfristig in eine gezielte Stärkung von Wirbelsäule und Bandscheiben investieren. Dabei helfen medizinische Trainingstherapie und weitere Maßnahmen, die in einer Reha kompakt und unter professioneller Anleitung durchgeführt werden können. Darüber hinaus ist der Aufenthalt in einer Reha-Klinik auch deshalb sinnvoll, weil postoperative Schmerzen adäquat behandelt werden können, sodass Körper und Seele die nach Bandscheibenvorfall und Operation dringend benötigte Ruhe finden können.
Wer hat Anspruch auf eine Reha nach einer Bandscheiben-OP?
Nach der Bandscheiben-OP eine Reha durchzuführen, ist für Patienten mit einem Bandscheibenvorfall nicht verpflichtend. Grundsätzlich besteht jedoch ein Anspruch auf die Reha nach Bandscheiben-OP, wenn die Maßnahme der Wiederherstellung bzw. Förderung der Erwerbs- und Alltagsfähigkeit dient. Welche konkreten Voraussetzungen für eine Kostenübernahme erfüllt sein müssen, hängt vom jeweiligen Kostenträger für die Reha-Behandlung ab. Der behandelnde Arzt kann hierzu weitere Informationen geben.
Welches Ziel verfolgt eine Reha nach einer Bandscheiben-OP?
Nach einem Bandscheibenvorfall und einer anschließenden Operation haben die meisten Patienten mit Schmerzen zu kämpfen. Diese zu lindern, ist eines der Ziele in der Rehabilitation. Darüber hinaus geht es um die präventive Stärkung von Muskeln und Wirbelsäule, um weitere Bandscheibenvorfälle in der Zukunft zu vermeiden. Ergänzend dazu rückt die psycho-soziale Stabilisierung in den Fokus, da Probleme an Wirbelsäule und Bandscheiben bei Betroffenen auch Belastungen der Psyche sowie im Arbeitsumfeld auslösen können.
Welche Therapien werden bei einer Reha nach einer Bandscheiben-OP durchgeführt?
Die konkrete Auswahl der Therapien während der Reha nach Bandscheiben-OP hängt von der genauen Diagnose sowie der psycho-sozialen Verfassung ab. Nach einem Bandscheibenvorfall plus Operation haben sich unter anderem folgende Therapien für die Wirbelsäule bewährt:
- Physiotherapie
- Ergotherapie
- Physikalische Therapie
- Bewegungsbäder
- Muskelaufbautraining
- Ernährungsberatung
- Gesundheitsschulungen
- Psycho-soziale Beratung
Wie läuft eine Reha nach einer Bandscheiben-OP ab?
Am Anreisetag findet ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt statt. Nach eingehender Prüfung der Befunde und einer ausgiebigen Anamnese wird der individuelle Therapieplan zusammengestellt. Der Tagesablauf orientiert sich an den zuvor festgelegten Therapiezeiten. Abseits davon können Patienten die Zeit zur freien Verfügung nutzen und beispielsweise Freizeitangebote vor Ort in Anspruch nehmen oder sich mit anderen Bandscheibenvorfall-Patienten austauschen.
Wie lange dauert die Rehabilitation?
Über die Dauer der Rehabilitation wird bei einer Reha nach Bandscheiben-OP nicht individuell entschieden. Die Kostenträger legen pauschal 3 Wochen für die stationäre und 15 Behandlungstage für die ganztägig ambulante Rehabilitation fest. Verlängerungen können unter Umständen und je nach Heilungsverlauf erst zum Ende der Maßnahme nach Empfehlung des behandelnden Arztes beantragt werden.
Ist eine ganztägig ambulante Reha nach einer Bandscheiben-OP möglich?
Wer Anspruch auf eine Reha nach Bandscheiben-OP hat, kann sich zwischen ganztägig ambulanter und stationärer Therapie entscheiden. Erfahrungsgemäß ist die stationäre Unterbringung in einer Klinik für Patienten nach der Operation an der Bandscheibe besser geeignet, da sie eine umfassendere Betreuung ermöglicht und mehr Komfort verspricht. Bei der ambulanten Rehabilitation muss dagegen der Fahrtweg zur bzw. von der Klinik nach Hause bewältigt werden.
Wer trägt die Kosten für eine solche Reha?
Damit Patienten sich während der Reha voll auf die Therapie und ihre Genesung konzentrieren können, werden die Kosten für die Behandlung durch einen Kostenträger übernommen. Bei Erwerbstätigen ist die Rentenversicherung zuständig, bei Nicht-Erwerbstätigen und Senioren die Krankenkasse. Bei einem Unfall während der Arbeit oder auf dem Weg zur Arbeit kann auch die Berufsgenossenschaft bzw. die gesetzliche Unfallversicherung die Kosten übernehmen. Voraussetzung für die Kostenübernahme der Bandscheiben-OP-Reha ist die korrekte Antragstellung sowie gegebenenfalls die Berücksichtigung weitere Faktoren, wie zum Beispiel bestimmte Fristen.
Wie beantragt man eine Reha nach einer Bandscheiben-OP?
Soll die Reha nach der Bandscheiben-OP als Anschlussheilbehandlung (AHB) durchgeführt werden, müssen Patienten keinen separaten Antrag stellen. Diese Aufgabe wird vom Sozialdienst des Krankenhauses übernommen, in dem die Bandscheibe operativ versorgt wurde. Nur bei zeitlich versetzten Reha-Maßnahmen (medizinische Rehabilitation auf Antrag/Heilverfahren) müssen Patienten selbst einen Antrag beim Kostenträger stellen. Hierfür sollten sie die Unterstützung des behandelnden Arztes in Anspruch nehmen, da von diesem ohnehin ein Gutachten bzw. Befundschreiben ausgestellt werden muss.
Woran erkennt man eine gute Rehaklinik nach einer Bandscheiben-OP?
Nur in einer guten Rehaklinik können Patienten nach der Bandscheiben-OP optimal genesen und wieder zu Kräften kommen. Bei der Auswahl sollte darauf geachtet werden, dass die Klinik auf die orthopädisch-unfallchirurgische Rehabilitation spezialisiert ist und gegebenenfalls über zusätzliche Fachexpertise im Bereich Verletzungen und Erkrankungen der Wirbelsäule verfügt. Weiterhin ist es ratsam, sich für eine Klinik mit attraktiver Lage und moderner Einrichtung zu entscheiden. Schließlich können Komfort und Entspannung die Genesung zusätzlich fördern.
Kann man sich die Reha-Klinik nach Bandscheibenvorfall aussuchen?
Krankenkassen und Rentenversicherungen verfügen über Versorgungsverträge mit verschiedenen Kliniken. Sofern die entsprechende fachliche Eignung und ein Versorgungsvertrag bei einer Klinik vorliegen, kann diese vom Patienten im Rahmen des Wunsch- und Wahlrechts selbst bestimmt werden. Hierfür ist eine Angabe im Antrag (am besten mit zwei Alternativvorschlägen) zu hinterlegen.
Quellenliste
1 Mayer, H. et al. „Der lumbale Bandscheibenvorfall“, In: Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 11, 2016, 427–447, DOI: http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-105603, VNR 2760512016149750907, S. 427, https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0042-105603.pdf (Letzter Zugriff: 04.01.24)
2 Zich, Karsten et al. „Faktencheck Rücken. Rückenschmerzbedingte Krankenhausaufenthalte und operative Eingriffe – Mengenentwicklung und regionale Unterschiede“, S. 8, 2017, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_FC_Rueckenoperationen_Studie_dt_final.pdf (Letzter Zugriff: 04.01.24)