Reha nach Bandscheibenvorfall
In den westlichen Industrieländern liegt die Jahresprävalenz von Bandscheibenvorfällen bei bis zu 2,5 Prozent, wobei die Lebenszeitprävalenz bei Menschen zwischen 45 und 55 Jahren auf mehr als 20 Prozent ansteigt1. Ob ein Bandscheibenvorfall operiert werden muss, ist immer von der individuellen Befundlage abhängig, z. B. ob Lähmungserscheinungen auftreten. Generell können auch mit konservativen Therapien gute Ergebnisse erzielt werden2. Hierfür bietet sich eine Reha nach Bandscheibenvorfall an. Diese kann sowohl als Maßnahme eines rein konservativen Behandlungskonzepts als auch nach einer OP sinnvoll sein.
Reha nach Bandscheibenvorfall in Kürze
- Indikationen: Bandscheibenvorfall mit und ohne OP
- Arten: stationär oder teilstationär (ganztägig ambulant)
- Behandlungen: Krankengymnastik, Physiotherapie, physikalische Therapie, Bewegungsbäder, Gesundheitsschulungen, psycho-soziale Beratung
- Ziele: Vermeidung einer OP, Linderung von Schmerzen, Regeneration nach OP, Wiederherstellung von Beweglichkeit und Funktion, Verhinderung von Folgeerkrankungen
- Dauer: stationäre Reha 3 Wochen, ambulante Reha in der Regel 15 Behandlungstage
- Kostenträger: gesetzliche Krankenkasse, Rentenversicherung, Berufsgenossenschaft
Was ist eine Reha nach Bandscheibenvorfall?
Eine Reha nach Bandscheibenvorfall wird entweder im Rahmen einer konservativen Behandlung ohne Operation oder nach einer OP als Anschlussheilbehandlung durchgeführt. Als ganzheitliche, medizinisch-therapeutische Maßnahme zielt sie auf eine schnelle Genesung des Patienten, die Linderung von Schmerzen und die Wiederherstellung der Funktion der Wirbelsäule ab. Die Maßnahme kann stationär oder ambulant (teilstationär) in einer Klinik bzw. einem Reha-Zentrum erfolgen.
Warum kann eine Reha nach Bandscheibenvorfall sinnvoll sein?
Nach einem Vorfall der Bandscheibe leiden Betroffene oft unter Schmerzen und Bewegungseinschränkungen. Eine Rehabilitation kann dabei helfen, Schmerzen zu reduzieren und die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen. Darüber hinaus kann eine frühzeitige konservative Therapie oftmals sogar eine Operation verhindern.
Wann sollte eine Reha nach Bandscheibenvorfall durchgeführt werden?
Wird eine Reha bei Bandscheibenvorfall ohne OP empfohlen, kann die Maßnahme jederzeit beim jeweiligen Kostenträger beantragt werden. Nach einer Operation sollte sie als Anschlussheilbehandlung direkt nach dem Klinikaufenthalt stattfinden. Grundsätzlich gilt, dass die Rehabilitation in einer Klinik mit ihren konservativen Behandlungsmöglichkeiten meist umso besser hilft, je eher sie genutzt wird.
Wer hat Anspruch auf eine Reha nach einem Bandscheibenvorfall?
Prinzipiell hat jeder gesetzlich Versicherte in Deutschland Anspruch auf eine Rehabilitation, wenn diese dem Erhalt oder der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit sowie der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben dient. Je nach Ausgangssituation sind Rentenversicherung oder Krankenversicherung für die Prüfung des Anspruchs zuständig. Hierfür bedarf es einer korrekten Antragstellung, die normalerweise mit dem behandelnden Arzt durchgeführt wird.
Welche Ziele hat eine solche Reha?
Die Zielsetzungen einer Rehabilitation nach einem Vorfall an der Bandscheibe können ganz unterschiedlich sein und orientieren sich an den Voraussetzungen und Bedürfnissen der Rehabilitanden. Typische Zielsetzungen sind:
- Reduktion von Schmerzen
- Wiederherstellung von Funktions- und Bewegungsfähigkeit
- Regeneration nach einer Operation
- Verhinderung von Folgeerkrankungen
- Unterstützung auf dem Weg zu einem gesunden Lebensstil
- Gewichtsreduktion
Welche Therapien werden bei einer Reha nach einem Bandscheibenvorfall durchgeführt?
Welche Therapien im Rahmen einer Reha bei Bandscheibenvorfall durchgeführt werden, hängt von der konkreten Ausgangssituation des Patienten ab: Hat eine Operation stattgefunden? Wie steht es um die körperliche Konstitution? Bestehen Schmerzen? Gibt es neben den Beschwerden an der Bandscheibe weitere Erkrankungen? Jeder Patient erhält einen individuellen Therapieplan, der jederzeit angepasst werden kann – etwa, wenn Schmerzen auftreten oder schneller verschwinden als angenommen. Typische Therapiemodule sind:
- Bewegungstherapie im Rahmen von Einzelkrankengymnastik, dynamischem oder statischem Muskelaufbautraining sowie Physiotherapie in Kleingruppen
- Bewegungsbäder
- Massagen und Teilkörperpackungen zur Entspannung der Rückenmuskulatur und Schmerzreduktion
- physikalische Therapien zur Schmerzlinderung wie lokale Kryotherapie, Hydro-Galvanisation, niederfrequente Reizstromtherapie und Mittelfrequenztherapie
- Schulungen zur Führung eines gesunden Lebensstils, zur Stärkung der Eigenverantwortung und zum Umgang mit Hilfsmitteln oder Medikamenten
- Ernährungsberatung und Kochkurse in unserer Lehrküche
- psychologische Beratung und Therapie, etwa bei anhaltenden Schmerzen, Schwierigkeiten bei der Akzeptanz der Erkrankung oder mangelndem Selbstwertgefühl
- Entspannungstraining
- soziale und sozialrechtliche Beratung zur Unterstützung bei der Entscheidungsfindung und sozialen oder beruflichen Integration
Wie läuft eine Reha nach einem Bandscheibenvorfall ab?
Der konkrete Ablauf einer Reha bei Bandscheibenvorfall richtet sich nach der individuellen Situation des Patienten und dem vorrangigen Ziel der Maßnahme, wie zum Beispiel Linderung von Schmerzen, Wiederherstellung der Belastbarkeit der Wirbelsäule oder Regeneration nach einer Operation. Deshalb gibt es zu Beginn stets ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Arzt. Anschließend stellt dieser für den Patienten einen individuellen Therapieplan zusammen. An diesem orientiert sich der konkrete Tagesablauf der Rehabilitanden, wobei sich Therapien und Freizeit abwechseln.
Wie lange dauert eine Rehabilitation nach Bandscheibenvorfall?
Wie lange die Therapie von Wirbelsäule und Bandscheibe dauert, hängt maßgeblich davon ab, ob die Maßnahme als stationäre oder ambulante Rehabilitation durchgeführt wird. Stationär umfasst sie in der Regel 3 Wochen, ambulant sind 15 Behandlungstage vorgesehen. Bei Bedarf besteht gegebenenfalls die Möglichkeit für eine Verlängerung, wobei dies individuell mit dem Arzt besprochen werden muss.
Ist eine ambulante Reha nach einem Bandscheibenvorfall möglich?
Unabhängig davon, ob die Rehabilitation im Rahmen eines konservativen Behandlungskonzepts oder nach einer Operation an der Bandscheibe erfolgt, besteht normalerweise die Möglichkeit, zwischen einer ambulanten und einer stationären Reha zu wählen. Für die meisten Patienten ist die stationäre Variante ideal, denn hier verbleiben sie während der gesamten Behandlung in der Klinik und genießen gewissermaßen das Rundum-Sorglos-Paket. Ambulant versorgte Patienten müssen jeden Tag zur Klinik fahren, da sie die Abende und Wochenenden zuhause verbringen.
Wer trägt die Kosten für eine solche Reha?
Wird der Antrag auf eine Reha nach Bandscheibenvorfall bewilligt, werden die Kosten automatisch vom jeweiligen Kostenträger übernommen. Das ist bei Erwerbstätigen normalerweise die Rentenversicherung. Bei nicht Erwerbstätigen sowie Patienten in Altersrente ist dagegen die gesetzliche Krankenversicherung zuständig. Private Krankenkassen sind nicht in der Leistungspflicht, häufig werden die Kosten aber dennoch (anteilig) übernommen (Zusatzversicherung).
Wie beantragt man eine Reha nach einem Bandscheibenvorfall?
Das Vorgehen bei der Antragstellung für die Aufnahme in eine Rehaklinik hängt von der individuellen Ausgangssituation ab. Soll die Maßnahme im Anschluss an eine Operation als Anschlussheilbehandlung stattfinden, erfolgt die Antragstellung in der Akutklinik und wird vom Sozialdienst des Krankenhauses übernommen. Ist keine Operation an der Bandscheibe vorgesehen und soll die Therapie in der Rehaklinik der konservativen Behandlung dienen, ist eine medizinische Rehabilitation auf Antrag/Heilverfahren üblich. Hier stellt der Patient den Antrag in Abstimmung mit seinem Arzt bzw. Orthopäden selbst.
Woran erkennt man eine gute Einrichtung für eine Reha nach Bandscheibenvorfall?
Eine gute Klinik für eine Rehabilitation nach einem Bandscheibenvorfall erkennen Patienten vor allem an ihrer Spezialisierung im Fachbereich Orthopädie. Im Idealfall verfügen Klinik sowie zugehörige Ärzte und Therapeuten zudem über jahrelange Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit gesundheitlichen Einschränkungen im Bereich von Rücken und Wirbelsäule. In einer solchen Klinik können Betroffene sichergehen, dass das erforderliche Know-how für eine erfolgreiche medizinisch-therapeutische Behandlung gegeben ist.
Quellenliste
1 Mayer, H. M., et al. „Der lumbale Bandscheibenvorfall“, In: Orthopädie und Unfallchirurgie up2date 11, 2016, 427–447, DOI: http://dx.doi.org/10.1055/s-0042-105603, VNR 2760512016149750907, S. 427, https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0042-105603.pdf (Datum des Zugriffs: 23.05.2023)
2 aerzteblatt.de „Gute Beratung bei Bandscheibenvorfall entscheidend“, https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/60180/Gute-Beratung-bei-Bandscheibenvorfall-entscheidend (Datum des Zugriffs: 23.05.2023)