Reha nach Wirbelsäulenversteifung
Schmerzen im Rücken sind hierzulande einer der häufigsten Gründe für krankheitsbedingte Arbeitsunfähigkeit1. In vielen Fällen ist eine Versteifung der Wirbelsäule (Spondylodese) die letzte Möglichkeit, um den Betroffenen Linderung zu verschaffen. Allein im Jahr 2015 wurde der Eingriff rund 72.000 mal durchgeführt2. Leider nicht immer mit dem gewünschten Erfolg. Deshalb raten Experten zur Teilnahme an einer Reha / AHB (Anschlussheilmaßnahme) nach Wirbelsäulenversteifung. Sie kann die Erfolge der Operation unterstützen und die Regeneration der Patienten fördern.
Reha nach Wirbelsäulenversteifung in Kürze
- Indikationen: Spondylodese wegen Bandscheibenverschleiß, Wirbelgleiten, Arthrose oder Wirbelkörperbrüchen
- Arten: AHB, MRA/HV, BGSW, AMBR, MBOR, EAP
- Behandlungen: ärztliche Betreuung, Physiotherapie, physikalische Therapie, Ergotherapie, Sporttherapie, Orthopädietechnik, Ernährungsberatung, Medizinische Trainingstherapie (MTT)
- Ziele: Wiederherstellung von Funktions- und Leistungsfähigkeit der Wirbelsäule, Reduktion von Schmerzen, Unterstützung des Genesungsprozesses
- Dauer: stationär in der Regel 3 Wochen, ganztägig ambulant (teilstationär) 15 Behandlungstage
- Kostenträger: gesetzliche Krankenkasse, Rentenversicherung, gesetzliche Unfallversicherung/Berufsgenossenschaft, Selbstzahler/Privatpatient
Was ist eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung?
Bei einer Reha nach Wirbelsäulenversteifung handelt es sich um eine medizinisch-therapeutische Maßnahme, die im Anschluss an eine Spondylodese durchgeführt wird. Die ganzheitliche Behandlung dient der Regeneration des Patienten, der Reduktion von Schmerzen sowie der Wiederherstellung der körperlichen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit. Eine ambulante oder stationäre Durchführung ist möglich. Die Kosten übernehmen normalerweise Krankenkasse oder Rentenversicherung.
Wann und warum ist eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung sinnvoll?
Chirurgische Eingriffe an der Wirbelsäule sind keine Seltenheit, bergen jedoch immer ein gewisses Risiko. Besonders für ältere Menschen kann die Operation eine große Herausforderung sein, nach der es ihnen oft schwerfällt, zurück zur gewohnten Belastbarkeit zu finden.
Autonomie und Leistungsfähigkeit zurückgewinnen
Nach der Wirbelsäulenversteifung kann die Reha bei der Wiedererlangung von Autonomie und körperlicher Leistungsfähigkeit helfen. Sie unterstützt zudem bei der Reduktion von Schmerzen und senkt das Risiko für postoperative Fehlhaltungen oder anderweitige Komplikationen.
Reha etwa 12 Wochen nach der OP
Der richtige Zeitpunkt für eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung ist meist nicht direkt nach der Operation, sondern ca. 6 -12 Wochen später. Denn erst dann sind die beim chirurgischen Eingriff eingesetzten Schrauben-Stab-Systeme und Platten ausreichend fest integriert. Besprechen Sie den für Sie günstigsten Zeitpunkt mit Ihrem Operateur.
Wer hat Anspruch auf eine Reha nach einer Spondylodese?
Grundsätzlich können alle Versicherten nach einer Wirbelversteifung eine Reha beantragen, müssen jedoch die Voraussetzungen des Versicherers berücksichtigen. Im Anschluss an eine Operation ist dies jedoch in den meisten Fällen gegeben. Übrigens: Patienten, die unter Schmerzen an der Wirbelsäule leiden, können die konservative Therapie in einer Rehaklinik oft auch ohne vorgehenden operativen Eingriff nutzen. Das konservative Behandlungsverfahren dient in diesem Fall der Vermeidung einer Operation.
Welches Ziel verfolgt eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung?
Die Ziele für eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung können individuell gesetzt werden. Im Fokus liegt meist eine schnelle Regeneration von Rücken und Wirbelsäule durch Kräftigung von Rücken- und Brustmuskulatur. Auch Reduktion von Schmerzen, Vermeidung postoperativer Komplikationen sowie Ausbildung von Fehlhaltungen sind wichtig. Darüber hinaus sollen Patienten sich in den für die Rehabilitation zur Verfügung stehenden Wochen psychisch und emotional von der Operation erholen.
Welche Therapien werden bei einer Reha nach einer Wirbelsäulenversteifung durchgeführt?
Ärzte und Patient stimmen die Zusammenstellung der Therapien individuell ab. Berücksichtigt wird dabei die persönliche Krankengeschichte, Zustand von Rücken und Wirbelsäule, Ausmaß der Schmerzen und Ziele für die Rehabilitation. Der Therapieplan kann je nach Bedarf jederzeit angepasst und verändert werden. Typische Module, die dabei in Frage kommen, sind:
- Physiotherapie
- Medizinische Trainingstherapie (MTT)
- Rückenschule
- Ernährungsberatung
- Ergotherapie
- Hilfsmittelschulung
- Physikalische Therapie
- Bewegungsbäder
- psycho-soziale Beratung
- Orthopädie und Schuhtechnik
Wie läuft eine Reha nach einer Wirbelsäulenversteifung ab?
Der Ablauf in der Klinik richtet sich nach dem Gesundheitszustand der Patienten sowie der Frage, ob sie ambulant oder stationär an der Rücken-Reha teilnehmen. Grundsätzlich erhält jeder Patient zu Beginn der Behandlung einen individuell auf die eigenen Bedürfnisse abgestimmten Therapieplan, der sich aus verschiedenen Modulen zusammensetzt.
Außerhalb der Trainingszeiten mit Physiotherapie, physikalischer Therapie und Co. können die Patienten die individuellen (Freizeit-)Angebote der jeweiligen Klinik sowie der umliegenden Umgebung nutzen, sich mit anderen Patienten austauschen oder sich anderweitig von der Operation an der Wirbelsäule erholen.
Wie lange dauert die Rehabilitation?
Nach einer Operation an der Wirbelsäule wird die entsprechende Rehabilitation meist als Anschlussheilbehandlung (AHB) durchgeführt. In diesem Fall ist die maximale Behandlungsdauer vorgegeben und beträgt 3 Wochen (stationär) bzw. 15 Behandlungstage (ambulant). Verlängerungen sind unter Umständen möglich, müssen jedoch individuell mit den Ärzten abgesprochen und vom Kostenträger genehmigt werden.
Wie lange dauert eine Rehabilitation nach Bandscheibenvorfall?
Wie lange die Therapie von Wirbelsäule und Bandscheibe dauert, hängt maßgeblich davon ab, ob die Maßnahme als stationäre oder ambulante Rehabilitation durchgeführt wird. Stationär umfasst sie in der Regel 3 Wochen, ambulant sind 15 Behandlungstage vorgesehen. Bei Bedarf besteht gegebenenfalls die Möglichkeit für eine Verlängerung, wobei dies individuell mit dem Arzt besprochen werden muss.
Ist eine ambulante Reha nach einer Wirbelversteifung möglich?
Um Schmerzen zu lindern und die Wirbelsäule nach einer Operation langfristig zu stärken, werden meist stationäre Reha-Maßnahmen bevorzugt. Während der dreiwöchigen Behandlung genießen die Patienten nicht nur ein intensives Training ihres Rückens, sondern profitieren bei manchen Kliniken auch von besonderen hotelähnlichen Services.
Wer aus individuellen Gründen eine ambulante Rehabilitation bevorzugt, verbringt die Abende und Wochenenden im eigenen Zuhause. Die tägliche Fahrt von und zur Klinik kann jedoch für Betroffene eine Belastung bedeuten und sollte nur bei vollständiger Mobilität und der sichergestellten Selbstversorgung außerhalb der Therapiezeiten gewählt werden.
Wer trägt die Kosten für eine solche Reha?
Gesetzlich Versicherte können normalerweise davon ausgehen, dass die Kosten für die Reha nach der Spondylodese von der Rentenversicherung (Erwerbstätige) oder der Krankenkasse (Nicht-Erwerbstätige) übernommen werden. Eine korrekte Antragstellung ist dafür unerlässlich. Privatversicherte können sich je nach individueller Versicherungsoption Zuschüsse für die Behandlungskosten sichern oder diese über Zusatzmodule ihrer Police finanzieren.
Wie beantragt man eine Reha für eine Wirbelsäulenversteifung?
Wird eine Reha nach Wirbelsäulenversteifung als AHB durchgeführt, erfolgt die Antragstellung noch in der Akutklinik. Der Sozialdienst des jeweiligen Krankenhauses sowie der behandelnde Arzt sind dabei behilflich bzw. übernehmen die Antragstellung. Soll die Reha als konservative Behandlung in zeitlichem Abstand zur Operation durchgeführt werden, ist sie als medizinische Reha auf Antrag/Heilverfahren gemeinsam mit dem behandelnden Arzt direkt beim jeweiligen Kostenträger zu beantragen.
Woran erkennt man eine gute Rehaklinik nach einer Wirbelversteifung?
Eine gute Rehaklinik nach Wirbelversteifung lässt sich vorrangig an ihrer Expertise im Bereich Orthopädie erkennen. Ein gut ausgebildetes und erfahrenes medizinisch-therapeutisches Team ist in der Lage, sich um die Belange der Patienten adäquat zu kümmern und diese bei ihrer Genesung zu unterstützen.
Ein modernes Therapieangebot, ein empathischer Umgang mit den Patienten und eine ansprechende Lage und Ausstattung sind weitere wichtige Qualitätsmerkmale, die bei der Auswahl der passenden Klinik berücksichtigt werden sollten.
Quellenliste
1 Meyer, Markus „Arbeitsunfähigkeit. Rückenschmerzen verursachen die meisten Fehltage“, WIDO, GGW 2020, Jg. 20, Heft 2 (April), S. 5, https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/Publikationen_Produkte/GGW/2020/wido_ggw_0220_widothemen.pdf (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)
2 Volbracht, Eckhard et al. „Rückenoperationen“, Spotlight Gesundheit, Daten, Analyse, Perspektiven, Nr. 7, 2017, Bertelsmann Stiftung, Gütersloh, S. 3 f., https://www.bertelsmann-stiftung.de/fileadmin/files/BSt/Publikationen/GrauePublikationen/VV_SpotGes_Rueckenoperation_dt_final.pdf (Datum des Zugriffs: 27.07.2023)